Heute hatte ich Gespräch, das mich zu einer erschreckenden Erkenntnis führte:
die größte Angst vor Krankheit und Pflegebedürftigkeit besteht gar nicht so sehr gegenüber einer Erkrankung oder dem daraus folgenden Hilfebedarf. Die größte Angst besteht vor unserem Gesundheits- und Pflegesystem und den darin tätigen überlasteten Ärzten und Pflegekräften.
Die Angst richtet sich gegen das Ausgeliefertsein in einem System in dem der Mensch nichts zählt. Einem System, das ein Wirtschaftsfaktor ist, der dazu führt, dass vor allem gespart werden muss, um die Gewinne zu erhöhen. Gewinne, die also nicht den kranken und / oder pflegebedürftigen Menschen zugute kommen. Die Gewinne kommen aber auch nicht den überlasteten Ärzten und Pflegekräften zugute. Sie kommen Personen zugute, die Investoren sind oder in Vorständen sitzen. Eben jenen Personen, die tatsächlich und praktisch nichts zum Gesundheits- und Pflegesystem beitragen, außer, dass sie Geld daraus ziehen und dieses herausnehmbare Geld maximieren wollen. Egal, zu wessen Lasten das dann geht. Die Hauptsache ist, dass es nur nicht zum Nachteil der Investoren und Vorstände geht.
Man meint, dass hier die Politik gefordert ist, dieser ethisch nicht vertretbaren Gewinnmaximierung Einhalt zu gebieten.
Es muss Gesetze geben, die es verhindern, dass Gesundheit und Pflege ein Wirtschaftsfaktor sind, bei dem es nicht mehr um den Menschen geht, sondern um die Geldbörsen einzelner.
Doch es ist fatal: unsere Politiker sind von der Misere gar nicht betroffen. Sie haben ausreichend Geld, um sich von ihren eigenen, falschen Entscheidungen frei zu kaufen. Sie werden niemals betroffen sein, von Pflegemissständen, weil sie genug Geld (aus unseren Steuergeldern) erhalten, um für sich selbst die beste Versorgung zu kaufen. Und genau hier liegt der Fehler: im Kauf von Pflege- und Behandlungsleistungen.
Die Lösung wäre meines Erachtens, die ärztliche Versorgung und die Pflege zur staatlichen Aufgabe zu machen. Die dann steuer- und beitragsfinanzierten Leistungen, würden keinerlei Spekulationen unterliegen, sondern nur noch der Frage: Was ist notwendig?
Wir haben Milliarden, um Banken zu retten, wo sind die Milliarden, um das Pflege- und Gesundheitssystem und die darin verlorenen kranken und pflegebedürftigen Menschen zu retten?
Menschenwürdige Behandlung und Pflege ist ein Grundrecht, denn sie gehört zur Würde des Menschen. In vielen Fällen wird diese Würde der hilflosen Menschen mit Füßen getreten.
In den seltensten Fällen ist es die Schuld der Akteure direkt vor Ort. Schuld tragen Politiker, die diese Misere seit Jahrzehnten ignorieren und Investoren, die aus dem Leid der Menschen ausschließlich Profit schlagen wollen.
Als Gesellschaft sollten wir uns schämen, dass wir nicht in der Lage sind, für eine menschenwürdige ärztliche und pflegerische Versorgung zu sorgen. Wir sollten auf die Straße gehen und unsere zukünftige Pflege nicht denen überlassen, die sich am allerwenigsten dafür interessieren: Politikern und Investoren.