Katharina Gröning, Anne-Christin Kunstmann, Elisabeth Rensing, Bianca Röwekamp: Pflegegeschichten, Pflegende Angehörige schildern ihre Erfahrungen, Mabuse-Verlag, 2004, 22,90 €
Rund 40 pflegende Angehörige schreiben in diesem Buch darüber, was es für sie und ihre Familien bedeutet, die Pflege und Fürsorge eines hilfebedürftigen Familienmitglieds zu übernehmen.
Sie berichten, wie es ihnen gelingt, die Pflege in ihr Leben zu integrieren, welche positiven Erfahrungen sie gemacht haben. Auch welche Erkenntnisse sie zu dem Thema Betreuung gewonnen haben und sie erzählen über Ihre Erfahrungen zu Barrierefreiheit in der Wohnung, der Lebensqualität für alle beteiligten und über das was sie als Betreuende gelernt haben. So beschreiben sie die “Familienkulturen” und die “Alltagskünste”, die sie entwickelt haben, um der Pflegeverantwortung gerecht zu werden.
Andere betonen das Belastende der Pflege, die kaum noch zu ertragen ist, an der sie (fast) verzweifeln, die Ängste, Versagens- und Schuldgefühle auslässt: “Da hättest du doch noch mehr tun können!” Und die Berichte machen deutlich, dass die Konfrontation mit Hilfebedürftigkeit und Abhängigkeit, mit Schmerzen, Krankheit, und Tod potenziell traumatisch ist.
Mich persönlich hat vor allem die Geschichte “Bring mir mal den Bluckibumm…” angesprochen. (02/06)
Barbara Hiss u.a.: Fallgeschichten Gewalt, Anfänge erkennen, Alternativen entwickeln, Vincentz Verlag, 1999, 28,00 DM
Ein praxisbezogener Ratgeber für alle, die sich konstruktiv mit Gewalt und Aggression im Pflegealltag auseinandersetzen möchten. Denn: Gewalt gegen alte Menschen zu unterbinden, sollte Aufgabe und Anliegen jedes Menschen sein.
Die elf Fallgeschichten verdeutlichen anschaulich typische und alltägliche Abläufe, Konflikte und Mechanismen. In jeder Geschichte werden das tatsächliche Ende, sowie eine alternative Fortführung beschrieben. Die LeserIn erkennt eigene Erfahrungen wieder und entdeckt, wie Situationen zu beeinflussen sind.
Ergänzungen zur Problematik sind die Erläuterungen zu Begriffen, Denkmodellen, Forschungsergebnissen und Anti-Gewalt-Strategien. (08/00)
Mark Jury und Dan Jury: Gramp, Ein Mann altert und stirbt; Die Begegnung einer Familie mit der Wirklichkeit des Todes Verlag J.H.W. Dietz Nachf., 1991
Für mich immer noch eines der wichtigsten Bücher für Pflegekräfte und Angehörige. Eindringliche Bilder und ansprechender Text geben einen Eindruck von Möglichkeiten der individuellen Pflege, die manchmal auch der Selbstüberwindung bedürfen. Schon lange bevor die Validation für uns ”Professionelle“ Thema in der Pflege wurde, beschreibt dieses Buch bereits eine Form der Validation durch Laien (natürlich ohne dies so zu nennen), die berührt und Sinn vermittelt. Unbedingt lesen! (11/99)
Renate Daimler: Verschwiegene Lust, Frauen über 60 erzählen von Liebe und Sexualität Kiepenheuer & Witsch, 1991
Das Bedürfnis nach menschlicher Nähe hängt nicht vom Alter ab – auch wenn die jüngere Generation die Themen Sex und Liebe gerne für sich in Anspruch nehmen möchten. Wobei jüngere Generation relativ ist. Denn genauso wenig wie sich der 20-jährige Sohn seine Eltern zärtlich vereint vorstellen mag, möchten sich die 45-jährigen Eltern ihre Eltern beim Sex vorstellen. Wenn Oma oder die eigene, über 60 jährige Mutter ihren Familienangehörigen einen neuen Partner vorstellt, fällt es den Angehörigen vielleicht zunächst nicht so leicht, sich an die neue Situation zu gewöhnen, geschweige denn darüber nachzudenken, dass auch ältere Menschen neben der Geborgenheit auch ein Verlangen nach Sex haben können. Doch mit dem Abstand von fremden Liebesgeschichten ist es möglich, die der eigenen Eltern besser zu verstehen – ein lesenswertes Buch!
Hier sagt die 82-jährige Dorothea Zeemann: „Ich will den Respekt einer anständigen Erektion, nichts weiter.“. Dieses Buch beweist, nicht die Alten haben Schwierigkeiten mit ihrer Sexualität, sondern die Jungen haben Probleme mit der Sexualität der Alten. Die (späten Liebes-)Geschichten sind amüsant und vor allem aufschlussreich. (12/99)
Weitere interessante Bücher werden auf www.fachbuchrezension.de vorgestellt.